25 Jahre DPWV in Marl
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25 Jahre können eine lange Zeit sein. (Wenn man z.B. an eine Silberhochzeit denkt)
25 Jahre können aber auch recht schnell vergehen, wenn sie angefüllt sind mit vielfältigen Aufgaben, großen und kleinen Erfolgen, manchen Durststrecken und mit dem Bewusstsein, etwas bewegt zu haben.
25 Jahre Engagement des PARITÄTISCHEN für die Bürgerinnen und Bürger Marls sind es wert, den gegangenen Weg zurück zu schauen, sich gemeinsam zu erinnern und allen ein herzliches Dankeschön zu sagen, die mit dem PARITÄTISCHEN diesen Weg gegangen sind.
Am 23.11.1983 fiel der Startschuss: Ein knappes Dutzend kleiner Selbsthilfegruppen, eigenständige Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrt aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich gründeten den DPWV-Marl, um die gemeinsamen Interessen in der Stadt Marl kraftvoller und effektiver vertreten zu können.
Gründungsmitglieder waren unter anderem: Arbeiter-Samariter-Bund, der Verein zur Förderung der Bewährungshilfe Marl, , Verein zur Betreuung spastisch Gelähmter und anderer Körperbehinderte, Pro Familia und der Kindergarten am Gänsebrink.
Sie sahen sich als ein Spiegelbild des sozialen Engagements, das durch die großen, in Marl ansässigen Wohlfahrtsverbände, nur unzureichend vertreten wurde. „Hilfe zur Selbsthilfe“ war auch schon damals motivierendes Element. Gemeinsam war allen, dass sie sich der Idee sozialer Gerechtigkeit verpflichtet fühlen.
Erinnern wir uns kurz an 1983:
durch ein konstruktives Misstrauensvotum wurde Helmut Kohl Bundeskanzler;
die Arbeitslosenquote lag bundesweit bei 9.1%;
die Inflationsrate lag bei 2.26 %;
Günther Eckerland war Bürgermeister
im Jan.1983 lebten in Marl 89.824 Einwohner;
das Defizit im Marler Haushalt betrug 18 Mio. DM ;
die Arbeitslosenstatistik weist 4300 Arbeitslose aus;
bei den beiden größten Arbeitgebern in Marl, den Chemischen Werken Hüls und der Zeche Auguste Victoria, zeichneten sich die ersten strukturellen Änderungen ab, mit den bekannten, negativen Auswirkungen;
Die "gesellschaftliche Großwetterlage" in den 80er-Jahren war der Nährboden, auf dem ein beachtliches, sehr spezialisiertes Selbsthilfepotenzial wuchs.
Massenarbeitslosigkeit, Armut, Wohnungsnot, massive Einschnitte ins soziale Netz - die Industriegesellschaft steckte in einer tiefen Krise. Millionen Menschen in Deutschland waren von den Auswirkungen betroffen. Die soziale Balance war gestört. Damals wie heute sieht der PARITÄTISCHE sich als Anwalt sozial Benachteiligter und von Ausgrenzung bedrohter Menschen gefordert. Das war vor 25 Jahren so, das war in Marl so und diese "gesellschaftliche Großwetterlage" trifft auch heute, leider, immer noch zu.
Die Parität ist es, die das Selbstverständnis unseres Verbandes kennzeichnet: eine Solidargemeinschaft unterschiedlichster und eigenständiger Initiativen, Organisationen und Einrichtungen, die ein breites Spektrum sozialer Arbeit repräsentieren. Sie alle erhalten unter dem Dach des PARITÄTISCHEN die gleichen Chancen, sich zu entfalten und ihre Vorstellungen von sozialer Arbeit umzusetzen - vorausgesetzt, sie stimmen mit den Prinzipien des Verbandes überein: demokratische Gesinnung, Toleranz und Offenheit als unverzichtbare Grundlagen sozialer Arbeit.
Wir sind bestrebt, ein vielfältiges Angebot sozialer Dienste und Einrichtungen zu erhalten. Wir unterstützen sowohl traditionelle Formen sozialer Arbeit als auch progressive Bewegungen, die auf gesellschaftliche Veränderungen drängen. Diese Pluralität stellt für den PARITÄTISCHEN eine bedeutende sozialpolitische Ressource dar, die das Bild der Freien Wohlfahrtspflege kontinuierlich weiterentwickelt.
Mitbürgerliches Engagement ist für den Marler DPWV keine leere Worthülse
Besonderen Wert legen wir auf die Förderung mitbürgerlichen Engagements, auf die Unterstützung ehrenamtlicher sozialer Arbeit und die Hilfe zur Selbsthilfe - einem wichtigen Charakteristikum Freier Wohlfahrtspflege.
Gern genutzte Möglichkeit, dies immer wieder einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, bieten die unterschiedlichen Aktivitäten unserer Mitgliedsorganisationen wie die Sommerfeste des DPWV in Zusammenarbeit „Solidaritätsgemeinschaft arbeitsloser Bürger“.
Wir zeigen soziale Missstände nicht nur auf, sondern wirken durch engagiertes Handeln auf eine Sozial- und Gesellschaftspolitik hin, welche die Ursachen von Benachteiligung beseitigt.
Beispiel für diese engagierte Arbeit sind unsere Fachveranstaltungen.
2007 zum Thema „Kinderarmut“ in Kooperation mit den Stadtteilbüros und Kinderschutzbund Marl
Oder 2005 zum Thema „Marl kinderlos!?“, in der Professor Dr. Schimke am Beispiel der Stadt Laer Aspekte einer zukunftsweisenden Familienpolitik erörterte.
Wir sind Groß, aber nicht zu groß!
Die wichtige Bereitschaft zum Dialog und zur Kooperation prägt auch das Verhältnis des PARITÄTISCHEN zu anderen Spitzenverbänden. Mit ihnen arbeiten wir unter anderem in der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in Marl zusammen. In Zeiten, in denen die Finanzsituation der einzelnen Verbände immer schwieriger wurde, wollten wir durch unsere Mitarbeit in der Stadt-AG die Zusammenarbeit stärken und auf diese Art Kräfte bündeln. Es war daher nur logisch und konsequent, dass der PARITÄTISCHE turnusmäßig auch den Vorsitz der Stadt-AG übernahm.
Gemeinsam mit den dort vertretenen Wohlfahrtsverbänden informierten wir über negative Auswirkungen durch die Sparmaßnahmen bei den städtischen Zuschüsse oder im Landes- u. Bundeshaushalt; über die Situation der Kinderbetreuung , Arbeitsloseninitiativen und Schuldnerberatungsstellen, mahnten die längst überfälligen Sozialberichte der Verwaltung an, erstellten die Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl 1994.
Das alles leistet der PARITÄTISCHE in Marl ohne eigene Geschäftsstelle, ohne hauptamtliches Personal, ausschließlich getragen durch ehrenamtliches Engagement.
Dienstleistungen für die Mitglieder
Ein wesentliches Merkmal des PARITÄTISCHEN in Marl ist unsere Funktion als Dienstleistungsverband. Das bedeutet für seine Mitglieder: unter anderem Rat in fachlichen, rechtlichen und organisatorischen Fragen sowie Hilfe bei der Finanzierung von Projekten, Unterstützung gegenüber Politik und Behörden , eine große Herausforderung für den Vorstand da. Wir konnten eine finanzielle Gleichbehandlung mit den großen Wohlfahrtsverbänden erreichen z.B. 1990 eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse von 5.000 DM auf 10.000 DM.
Die städtischen Zuschüsse an den DPWV verteilt der Vorstand zielgenau an Projekte unserer Mitgliedsorganisationen.
Diese projektorientierte Förderung, bei der stets der hilfebedürftige Mensch im Mittelpunkt steht, ergänzt oder ermöglicht unseren Mitgliedsorganisationen, ein hoch spezialisiertes Hilfsangebote anzubieten.
In den Folgejahren konnten wir die beabsichtigte komplette Streichung der freiwilligen Zuschüsse abwehren, eine behutsame Bearbeitung mit dem Rotstift erreichen
Fachlich qualifizierte und sehr spezielle Unterstützung wird immer wieder von den kleineren Mitgliedsorganisationen eingefordert. So half z.B. der PARITÄTISCHE den Elterninitiativen, den „Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz“ umzusetzen. Besonders die Kreisgeschäftsstelle unterstütze die Initiativen bei der Umsetzung des neuen Gesetzes und den damit verbundenen Verhandlungen mit den Behörden und der Verwaltung.
Im Weiteren bietet der Verband im Aus- und Fortbildungsbereich eine große Auswahl an Kursen, Lehrgängen und Seminaren an - sowohl für haupt- als auch für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Angebotspalette stellt für uns die Kreisgeschäftsstelle unter der Leitung von Norbert Korte in Recklinghausen zur Verfügung an dieser Stelle an Danke schön an Herrn Korte./ Dank auch an Herrn B. Krahwinkel für den Bereich der Kindergärten
Traditionelles neben Progressivem
Unser Verband unterstützt sowohl traditionelle Formen sozialer Arbeit als auch progressive Bewegungen, die auf gesellschaftliche Veränderungen drängen. So wuchs die Zahl unserer Mitglieder.
Seit der Gründung der Stadtarbeitsgemeinschaft organisiert der gewählte Vorstand die Arbeit durch regelmäßige Sitzungen. Die unterschiedliche Gruppen und Initiativen arbeiten eigenverantwortlich und autonom. Der Verband bildet lediglich eine Dachorganisation, die die wirtschaftlichen Belange ihrer Mitglieder vertritt und sie mit fachlicher und organisatorischer Hilfe unterstützt.
Die Mitgliederversammlungen dienen dem Informationsaustausch über die Arbeit und verbandsinterne Entwicklungen; stimmen gemeinsame Aktivitäten ab; greifen Aktivitäten und Wünsche auf
In den 25 Jahren konnten wir als Dachverband die Arbeit der angeschlossenen Vereine und Initiativen gezielt aufeinander abstimmen und, wenn nötig, intensivieren. Dies erwies sich Besonders in Zeiten der knappen, öffentlichen Kassen gegenüber der Stadt Marl als unerlässlich notwendig. Für unsere Mitgliedsorganisationen in Marl war das und ist das eine existenzielle Frage
Gerade jetzt, wo auf dramatische Weise die Lage für viele, die am Rande unserer Gesellschaft stehen fast hoffnungslos erscheint, ist sozialer Wärme besonders wichtig.
Sie sehen, vieles unterlag in den vergangenen 25 Jahren der Veränderung.
Veränderungen spiegeln sich in vielfältiger Weise wieder. Eine dieser ganz aktuellen Änderungen sei zum Schluss erwähnt.
Der PARITÄTISCHE präsentiert sich seit Oktober 2007 mit einem neuen Corporate Design. Das offizielle Logo des Verbandes ist jetzt ein rotes Gleichheitszeichen in einem blauen Rahmen.
Dieses Signet symbolisiert hervorragend den Grundgedanken der Parität. Es steht für die Gleichwertigkeit von Ungleichem, für das Recht auf gleichen Respekt und gleiche Chancen.
Unser neues Verbandeslogo ist somit auch ein aussagestarkes Symbol für unser zukunftsweisendes Engagement, dem sich der Marler DPWV auch bis zum „goldenen Jubiläum“ verpflichtet fühlt.
Mein Redetext zum Jubiläum / wurde vorgelesen