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Jochen Stelzer
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CDU gegen Glaskastenerweiterung

Archiv > 1991 - 2000 > 1998
Marl, den 25.9.1998
An die Lokalredaktion

Betr.: Leserbrief zur ablehnenden Haltung der CDU/USF zur Glaskasten-Erweiterung

Ein kulturpolitisches Armutszeugnis stellten sich CDU und USF mit ihrer Verweigerungshal-tung aus. Leichtfertig verspielten sie eine einmalige Chance. Die Entscheidung für eine kul-turpolitische Option, in die Landesförderung von Museumsbauten aufgenommen zu werden und somit das kulturelle Profil Marls landes- und bundesweit auszubauen, stieß bei den zu-ständigen CDU/USF Kulturpolitiker/innen auf Ablehnung. Für sie zählte nicht, daß dem Glaskasten durch den Erweiterungsbau notwendige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet wer-den. Ihre Argumentation ließ Weitblick, Mut, Innovation und konzeptionelle Entwicklungs-perspektiven für den Glaskasten vermissen. Kleinbürgerliches, provinzielles Denken ist Trumpf.

Die räumlich beengte Situation im heutigen Glaskasten zwingt die Museumsleitung zu fach-lich kaum noch zu vertretenden Improvisationen. Die Fläche für die Wechselausstellungen ist mit ca. 449 m² zu klein und die Deckenhöhe von 306 cm begrenzt die Aufstellung von größe-ren Skulpturen enorm. Wichtige Leihgaben oder Schenkungsangebote können teilweise aus Platzmangel nicht mehr angenommen werden. Für die museumspädagogische Arbeit fehlen adäquate Räume. Zukunftsweisende Perspektiven - auch im Bereich Tourismus - mit Wir-kungskraft in die Region, wie z.B. „Ruhr-Skulptur“ und die Initiativen rund um die „Em-scher-Lippe-Region“ nutzen das exquisite Image des Glaskastens. Ein Erweiterungsbau ver-liehe diesen Initiativen weitere Dynamik. Das negative Signal der CDU/USF kratzt gewaltig am kulturellen Ruf der Stadt.

Um es klar zu sagen: Die zweckgebundene Landesförderung für die Erweiterung beträgt 80%, der städtische Eigenanteil soll komplett durch Sponsorengelder des Fördervereins „Habakuk“ refinanziert werden. Somit wäre der Ausbau investitionsneutral für Marl. - Es verwundert in diesem Zusammenhang sehr, daß die CDU, die sonst privatwirtschaftliches Engagement ganz hoch ansiedelt, z.B. finanziert die PH ihren jährlichen! Haushalt regelmäßig mit Sponsoren-gelder, den Förderverein „Habakuk“ brüsk vor den Kopf stößt und ihm nicht einmal die Chance einräumt, die Sponsorengelder aufzubringen, ohne die es eh keinen Erweiterungsbau gebe. - Mieteinnahmen durch das integrierte Café senkten den Zuschußbedarf und schafften Arbeitsplätze. - Da das sogenannte „Filetgrundstück“ am Seeufer keine andere Nutzung zu-läßt, gingen auch keine geldwerten Vorteile verloren.

Die Glaskasten-Erweiterung ist ein schlüssiges Konzept, solide finanzierbar, das den Citybe-reich aufwertet, harmonisch ergänzt und kostenneutral für Marl ist. Die Verweigerungshal-tung der CDU/USF Kulturexperten ist daher unverständlich. Eine einmalige Option auf Lan-desförderung wird leichtfertig verschenkt, das trägt kafkaeske Züge und erinnert an „Warten auf Godo“...wir sind da, aber warten auf das Morgen.


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