40 Jahre Marler-Gruppe
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Sehr geehrte
Viel-Fernseher, Gerne-Fernseher, Profi-Fernseher und Ich-laß-mich-nur-berieseln-Zuschauer!
Schauen Sie auch gerne Fernsehen? Provoziert das Programm eine Auseinandersetzung mit dem Gesehenen und regt Diskussionen an? – Genau das ist die treibende Motivation der Marler-Gruppe, seit nun 40 Jahren, immer wieder erfrischend direkt und hart am Medium Fernsehen orientiert.
Wenn ein Medium wie das Fernsehen Meinungen beeinflusst, Trends setzt, Geschichte interpretiert, die vielseitige Welt erklärt, sich zur moralischen Instanz aufschwingt, Menschen erhöht oder demontiert und so eine alle Lebensbereiche umfassende „neue elektronische Wirklichkeit“ schafft, ist das genau das Feld für medienkritische Erwachsenenbildung.
Wer verspürte nicht schon einmal den Drang, über einen Fernsehbeitrag zu diskutieren, am Arbeitsplatz, zu Hause, mit Freunden? Fernsehen, diese „soziale Geräuschkulisse, dieses mediale Hintergrundrauschen“ ist 24stündig präsent und mittlerweile Teil unseres gelebten Alltags. Sich mit den Fernsehbeiträgen, mit Machart und Wirkung, auseinander zusetzen, stand von Anfang an Pate für die fernsehkritische Kursarbeit der Marler-Gruppe. Diese ein-Marlige Form der kontinuierlichen Medienarbeit konnte nur in der Stadt des Adolf-Grimme-Preises entstehen. Als logische Konsequenz daraus entwickelte sich die Beteiligung der Marler-Gruppe beim jährlichen Adolf-Grimme-Preis in Form einer unabhängigen Zuschauerjury, die parallel zur Wettbewerbsjury die Beiträge sichtet. Das vielbeachtete Votum, oft und zur allgemeinen Überraschung der Profijury identisch mit ihrer Auszeichnung, ist aussagestarker Beleg für das hohe Niveau der Medienarbeit der Marler-Gruppe. Hier bestätigt sich einmal mehr, was Hugo von Hofmannsthal passend so umschrieb: "Ich meine, so ganz Unrecht hat ein Publikum ja nie."
Das Projekt Marler-Gruppe wird 40. Nach wie vor notwendig; nach wie vor Spiegelbild kritischer Zuschauer, selbstbewusster Konsumenten, für die das Fernsehen produziert.
Das Projekt Marler-Gruppe steht nach wie vor für vermittelte Medienkompetenz, steht für kontinuierliche Medienarbeit der Volkshochschulen und besonders für den innovativen Umgang mit elektronischen Medien an der Marler Vhs „insel“.
Aber auch das ist die Marler-Gruppe: ein Forum für Diskussionskultur, in dem sich seit 40 Jahren ganz unterschiedliche Bürgerinnen und Bürger, Junge und Junggebliebene, sehr engagiert mit der Suche nach der„Fernsehqualität im Alltäglichen“ befassen. Gute Voraussetzungen für Ein-, und Ausblicke in die kommenden Fernsehjahre.
Jochen Stelzer
Kursleiter der Marler-Gruppe von 1983-2006
Vorwort für die Pressemappe anläßlich des 40.Geburtstags der Marler-Gruppe Februar 2008